Lächeln im Hotel

Hängende Mundwinkel allenthalben. Grabesmienen. Ehe muss wirklich furchtbar sein. Paare schweigen sich an und verdauen. Wo, bitte, geht's zur Beisetzung? 

Ich lächele aus Notwehr. 
Das kleine Mädchen vom Tisch neben meinem erwidert es verlegen.

Es gibt noch Hoffnung.


Wiedersehen

Dich im Arm halten. Deine Wärme spüren. Deinen Kummer. Deine Freude bei aller Verzagtheit. Zu fühlen, dass Du in meinen Armen Ruhe suchst. 

Und sie wohl auch findest.


Zukunft

Ich bring Dir Dein Lachen zurück. Träume in rosarot und himmelblau. Gedanken an den Duft von frischgemähtem Gras. Das Gefühl von Wind und Sonne auf Deiner Haut.
Ich kann das.

Hab keine Angst.


Null Uhr Fünfundvierzig

Dein Handtuch hing noch im Bad, und in der Küche fand ich deine Tasse, vom Bahnhof zurückkehrend. 

Wie das Gefühl von Schmerz, dass dein Aufbruch hinterließ. 

Trockne deine Tränen. Du bist zu Hause bei mir.
Vor unseren Augen das Ziel, kann kein Hindernis mehr uns verängstigen.


Werbung


Es gibt Dinge, die schwer zu glauben sind ... wie zum Beispiel dies hier. Als Amazon-Kunde bekommt man je gern mal Werbung - so auch ich gerade eben! 

Scheint ein interessantes Buch zu sein! 



Tragbare Religion

Gesehen in Bochum. Na fein. Das Geschäft für „islamische Kleidung“ hätte ich dann ja schon mal gefunden. Ich bräuchte dann noch jüdische Schuhe und einen hinduistischen Schal. Ich frage mich nur: Kann ich das mit einem christlichen Hut kombinieren? 😂😂😂

Eben hab ich jemanden gesehen, der Kastanien aufsammelte! Ist das eine Sensation? 

Als ich klein war, gab es gar keine Kastanien. Zumindest war es sehr schwierig, welche zu finden. Wir Kinder konnten es kaum abwarten, die glänzenden braunen Früchte vom Baum fallen zu sehen, und halfen gern etwas nach. Man konnte so wunderbare Schnitzereien veranstalten, oder mit Streichhölzen kleine Männchen basteln. Oder sie einfach nur in den Herd werfen, dann knackten sie in der Glut. Und Oma hatte immer welche in der Manteltasche. Dann bekäme man kein Rheuma, behauptete sie. 

Heute liegen sie unbeachtet auf der Straße. Kein Wunder. Sie haben ja auch kein Display, und könnten nicht mit USB-Kabel irgendwo angeschlossen werden. 

Kastanienbäume sterben. Die Miniermotte macht ihnen zu schaffen. Und so mancher Baum steht mit rostigen Blättern, manchmal schon völlig kahl da. 

Deswegen: Sammelt Kastanien, so lange es noch welche gibt!


Aufs Haus

McDonalds, Hamburg-Moorfleet. Vier Tische sind besetzt. Ich kaufe meinen großen schwarzen Kaffee. Eine kleine, alte Frau betritt das Restaurant. Kurze, eisgraue Haare, grober Tweedmantel, unmoderner Schnitt. Dunkelgrüne Wollstrümpfe, ausgetretene, flache, braune Schuhe. Sie geht von Tisch zu Tisch und fragt die Menschen, ob sie ihr einen Euro geben könnten, für einen Kaffee. 

Die Gefragten schütteln die Köpfe. Nein, danke. Warum kommt sie nicht zu mir? Ich würde ... Aber um mich macht sie einen Bogen. Eben lehnt die Familie mit den zwei Kindern ab. Die beiden LKW-Fahrer in ihren grauen Overalls mit dem Aufdruck einer bekannten Hamburger Firma ebenso; einer streckt die Hand abwehrend in ihre Richtung. Enttäuscht, erschöpft, resigniert nimmt sie einen Moment an einem Tisch Nähe dem Ausgang Platz.

Wie viel Überwindung muss es kosten, um diesen Euro zu bitten? Einen lächerlichen Euro?! Und wie weh muss es tun, fortgescheucht zu werden, wie ein lästiges Insekt ...

Ich lasse mein iPad unbewacht neben meinem dampfenden Kaffee auf dem Tisch und gehe schnell zum Tresen. Ich bitte den netten jungen Mann, den ich von früher her kenne, der Frau einen großen Kaffee „aufs Haus“ zu bringen, und sie zu fragen, ob sie vielleicht frühstücken möchte, Croissant, Marmelade, Ei .... bevor ich gehe, zahle ich das.

Formvollendet serviert er der alten Frau den Kaffee, fragt nach Milch und Zucker, und macht das Angebot mit dem Frühstück. Ihre Augen füllen sich mit Wasser. Sie umgreift die Tasse, als wolle sie sich wärmen, mit beiden Händen. Ganz vorsichtig nippt sie an der Tasse. Nein, sie habe keinen Hunger. 

Der nette Junge lehnt mein Geld ab. „Geht aufs Haus“, grinst er mich fröhlich an.


Aus der Rubrik „Erkenntnisse des täglichen Lebens“ -

Ist Euch schon mal aufgefallen, wie wenig Shampoo man wirklich braucht? Man steht, bereits nass, unter der Dusche, und stellt fest, dass man vergaß, die neue Flasche Shampoo mitzunehmen, die man kaufte, weil die alte Flasche leer war. 

Also stellt man fluchend die „leere“ Flasche kopfüber hin, reinigt den Rest seines Alabasterkörpers, und wäscht sich anschließend mit den drei Tröpfchen Shampoo, die man aus der Packung noch herausquetschen konnte, die Haare. Im Vergleich zu der Portion, die man sonst benutzt, handelt es sich hier um ca. ein Drittel der Menge. 

Ich gebe zu: Die Menge der Haare, die es zu waschen gilt, hat sich bei mir auf ein Minimum reduziert, in den letzten Jahren. Die Menge des Shampoos ist gewohnheitsmäßig gleich geblieben. 

Erstaunlich, oder? 
Vor allem auch, über was für einen Mist man nachdenken kann, on a rainy Saturday morning! 😄😂

Guten Morgen!


Nikolaus

Ist das nicht niedlich? Heute ist Nikolaus, und in „meinem“ McDonalds werden kleine Kinder erschreckt! Wirklich süß! Man hat einen Mitarbeiter gezwungen, einen Wattebart anzulegen, und seine Figur in einen roten Mantel zu hüllen. Kaum, das so ein kleines, unschuldiges Wesen den Laden betritt, stürzt er sich auf dies und droht mit um eine Oktave tieferer Stimme, „Warst du denn auch recht brav?“ und behauptet, man müsse immer das tun, was die Mama sagt. 

Schrecklich. Wenn ich immer das getan hätte, was Mama sagte - egal. Als Wiedergutmachung gibt es eine Zellophan-Tüte mit in glänzendes Stanniol gehüllten Süßigkeiten. Dafür nimmt man eine überflüssige Ermahnung gern in Kauf. 

Die Idee ist immerhin nett. 
„Ich geh mal pissen!“, erklärt der Nikolaus, und zieht sich zurück. 

Die nächsten Kinder bekommen ihr Geschenk von der netten jungen Frau am Tresen auf Tablett gelegt. So geht es auch. 



Alles

War scheen jewesen, wa? ( Das Berlinern muss ich Dir noch irgendwie abgewöhnen! ) 
Mein lieber Junge, es war wirklich schön. Das Steak bei Maredo, und der Eisbecher in den Arkaden. Mandarine, zuckerfrei. Sechs Stunden haben wir zusammengesessen. Nicht nur Probleme wälzend. Wir waren ziemlich albern. Trotz Deinem Kummer. Aber: Wir haben uns eine wesentliche Erkenntnis erarbeitet. 

Nicht nur auf das schauen, was man nicht hat. Was vielleicht nicht klappt. Was man „voll verkackt“ hat. 

Immer daran denken, was man erreicht hat. Was Du erreicht hast. Deine Entwicklung. Dein Er-Wachsen. Du warst nie völlig chancenlos. Aber Du hattest es, herkunftstechnisch, schwerer als andere. Zum Beispiel als ich. Jeder hat sein eigenes Tempo. Und manchmal irrt man sich auch in dem Glauben, für dies oder jenes eine besondere Eignung zu besitzen, wenn die Begabung ganz woanders liegt. 

Egal, was auch immer passiert: Das, was Du geschafft hast, kann Dir keiner wegnehmen. Es ist Dein Fundament für den Plan B. Glaub an Dich, wie ich an Dich glaube. Du wirst Dein Leben meistern. 
Du brauchst mich noch. Das ist sehr schön, und sehr schmeichelhaft für mich. Ich freue mich darüber, in Deinem Leben eine Rolle zu spielen. Und glaub mir: Ich werde sie gnadenlos verkörpern. Ich werde Dich weiter auslachen. Dich nerven. Und ärgern. Und verspotten. Und mit Dir meckern. Und Dich kritisieren. 

Und Dich trösten. Dich stärken. Zuflucht sein, und Hoffnung. Und demnächst sitzen wir wieder da, vor Steak, und Eisbecher. Mandarine, zuckerfrei. Und wir werden feststellen, war scheen jewesen, wa? Allet. 

Einfach alles. 





Italienische Feinkost

Mal wieder bei McDonalds. Der schwarze ‚Grande‘ dampft und ist noch viel zu heiß, um getrunken zu werden. 

Neben mir eine junge Familie. Zwei kleine Töchter, komplett in Pink getaucht. Die eine greift nach dem Mobiltelefon der Mama. „Ich mach mal ein Foto von euch!“ Sie gibt genaue Anweisungen, wie der Rest der Familie zu sitzen habe. „Papa, du musst auch den Becher nehmen. Jetzt tu' so, als ob Du trinkst!“  

Endlich ist sie mit dem Arrangement zufrieden. „Jetzt sagt mal alle - schiiiise!“ Ich kämpfe ein Grinsen herunter. Cheese, meint sie natürlich. „Nun los! Schiiiiise!“ Mama schaut sie lachend an. „Was? Was sollen wir sagen?“  
Das Kind zögert einen Moment. „Schpagettiiiiii!“


Nur für Männer

Ein Burger King an der A 8. Ich hocke über meinem IPad und einem Becher Kaffee und versuche, mein heutiges Schreibpensum zu bewältigen. 

Eine gutaussehender, hochgewachsener, schlanker junger Mann betritt das Etablissement, seinen kleinen Sohn auf dem Arm tragend. Offenbar haben beide das Bedürfnis, sich zu erleichtern. Das WC, dem gegenüber ich sitze, ist mit einer Sperre gesichert, die sich erst nach Einwurf vom 50 Cent öffnet. Papa wirft die Münze ein, die beiden verschwinden in der Tiefe des Raums. 

Als sie herauskommen, nähert sich die zweite Hälfte der jungen Familie. Eine hinreißend schöne junge Frau, mit dem etwas älteren Sohn. Dieser läuft an ihrer Seite. Auch sie wollen die Toilette besuchen. Der kleinere Junge kennt sich inzwischen aus. Er springt aufgeregt herum und weist Mama an, Geld einzuwerfen. Und laut ruft er durch das Schnellrestaurant, „Mama, nicht hier, bei MÄNNER! Da waren ich und Papa! Du musst zu Frauen!“


Gerade, bei McCafe. Ich nehme meine Tasse mit dem Grande Cappuccino entgegen. Draußen ist mein Tisch noch frei. Eine chinesische Familie steuert ihn an - es ist der einzige, der noch im Schatten steht. Die Mutter schubst die beiden Kinder. Sie rennen hin. Ihr Tisch, jetzt. 
Chinesen! 
Danke, Merkel!


Ich bin gerade sehr unglücklich. Einer meiner Patensöhne hat mir erzählt, dass er dealt, um über die Runden zu kommen. 

Ich habe mich bedankt, dass er es mir erzählt hat. Und ihm gesagt, dass, wenn er dies für einen akzeptablen Lebensstil hält, seinen Weg gehen muss.
 
Mein Herz weint.


Stimmt alles! 

McDonalds, Parsdorf. Papa hat seine drei Töchter auf die hohen Stühle am Tresen von McCafe gesetzt. Die Jüngste in der pinkfarbenen Steppjacke bestellt souverän Kakao für dieSchwestern und sich selbst. Die junge Frau bereitet die Becher mit dem Heißgetränk, nachdem sie die Information in ihre Kasse eingegeben hat. 

Sie stellt die Becher vor die Mädchen hin. Die Kleine reicht ihr einige Münzen. Die junge Frau will ihr das Wechselgeld geben. „Stimmt so!“, ruft die Kleine keck. 

Papa, der die Szene beobachtet hat, scheint die Entscheidung seiner jüngsten Tochter nur widerwillig mitzutragen. Aber er schimpft nicht über das Trinkgeld. 

Ich finde die Kinder großartig.